Gedanken zu einer "kleinen Besetzung"
Nachdenkerei von Detlef Rusch

Die Abschnitte:
Einleitung: Was erwarten wir von einer "kleinen Besetzung"?

Einige Fragen zur "kleinen Besetzung".
Eigene Erfahrungen mit "kleinen Besetzungen"
Entwicklung meiner Multiplaybacktechnik
Eigene Erfahrungen mit fremden "kleinen Besetzungen"
Neuer Anfang beim Musikverein Spöck
Funde im Internet
Schweizer Volksmusik
Fazit: Was tun?
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Vorweg: den Begriff "Nachdenkerei" habe ich von Erich Kästner aus seinem Roman "Pünktchen und Anton" gelernt, wo er in die eigentliche Geschichte einige Artikel einfügte, mit denen er die Leser zum Nachdenken anregen wollte. So möchte ich auch diesen Artikel verstanden wissen: Unser Hauptanliegen ist das Musizieren, aber innehalten und nachdenken, was wir da tun, ist durchaus sinnvoll.

Als bei einer Diskussion im Verein einmal der Vorschlag gemacht wurde, aus den Musikern des Vereins eine "kleine Besetzung" zu bilden, geschah das aus dem Gedanken heraus, damit Abwechslung in unsere Auftritte zu bringen.

Beispiele für kleine Besetzungen aus unseren Konzerten:
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2009: 'Prelude aus Te Deum' - Blechbläsergruppe des MV Spöck - Ausschnitt (mp3)
2009: 'When I'm Sixty-Four' - Saxquartett des MV Spöck - Ausschnitt (mp3)
2012: 'A Chorus Line' - Blechbläsergruppe des MV Spöck - Ausschnitt (mp3)
2013: 'Night Train' - Saxquartett und Schlagzeug des MV Spöck - Ausschnitt (mp3)

Wir haben bei unserem Frühlingskonzert 2019 Musikschülern der Musikschule Hardt die Gelegenheit zu einem Auftritt vor Publikum gegeben, wohl wissend, dass dies zur Musikerausbildung gehört. Eine Rockgruppe - also Gitarren, E-Bass, Schlagzeug - spielte vier Titel. Ein krasser Gegensatz zur sinfonischen Blasmusik, mit der unser Orchester danach das Konzert begann. Und, o Wunder, das Publikum war nicht irritiert, sondern klatschte beim vierten Titel freudig mit.

2019: 'We Will Rock You' - Schüler der Musikschule Hardt - Ausschnitt (mp3)

Auftritte einer kleinen Blechbläsergruppe gab es zu anderen Gelegenheiten, bei denen aber keine Aufnahmen gemacht wurden, z. B.
     2021: Mamatschi, schenk' mir ein Pferdchen (als Solotrompeter: Joachim Kühner)

Es gibt aber noch weitere Gründe, eine "kleine Besetzung" zu bilden. So z. B. Auftritte, wenn zum gewünschten Termin das Orchester nicht vollständig zusammenkommen kann. Dabei ist aber zu bedenken, dass dies die Unsicherheit nicht beseitigt, denn auch dabei kann es Ausfälle geben. Im Gegenteil: eine "kleine Besetzung" wird durch Ausfall eines Musikers härter getroffen als ein größeres Orchester. Ein Beispiel dazu später.

Dann mag es Veranstaltungen geben, wo das ganze Orchester als zu groß angesehen wird. Solange der Charakter der Veranstaltung "feierlich" sein soll, ist die Entscheidung einfach: Ein Blechbläser-Ensemble ohne Schlagzeug passt gut für Choräle und Hymnen.


Folgende Fragen wurden zu den bisherigen Auftritten NICHT gestellt:

* Was ist überhaupt eine "kleine Besetzung"? Ein Solo-Blasmusiker ist sicher arg wenig, sind aber 18 Musiker noch "klein" zu nennen? So besehen wäre das Hauptorchester des Vereins bereits eine "kleine Besetzung"!

* Wollen wir eine "kleine Besetzung", d. h. etwas mit 5 bis 7 Musikern, dauerhaft bilden? Welchen Namen soll sie haben? Namen wie "Die kleine Blasmusik" oder "Die kleine Dorfmusik" sind schon vergeben. Vielleicht kann man "Silbersterne" wiederbeleben? Aber ich selber habe in der 1970er Jahren eine hiesige Band namens "Silver Stones" für eine Institutsfeier engangiert!

* Was für Instrumente sollen darin vertreten sein? Mit oder ohne Schlagzeug?

* In welchem Stil soll die kleine Besetzung spielen? Soll sie auf einen Stil festgelegt sein oder lieber variieren? Kann die "kleine Besetzung" verschiedene Instrumente einsetzen?

* Wie viele und welche Titel soll die "kleine Besetzung" spielen können?

Es ist leicht zu sagen: "Oh, wir spielen böhmisch-mährische Musik, oder wir spielen im Oberkrain-Stil". 1954 machten "Slavko Avsenik und seine Oberkrainer" von sich reden, zuerst mit dem "Trompetenecho" und der Polka "Marianka".

1954: Slavko_Avsenik und seine Oberkrainer_2.png
1954: Slavko Avsenik und seine Oberkrainer

Zwar sind dabei Trompete, Klarinette und Bariton als Blasinstrumente vertreten, aber Akkordeon und Gitarre sind doch wohl (noch?) außerhalb unserer Instrumentenauswahl.

1954: 'Trompetenecho', Slavko Avsenik und seine Oberkrainer - Ausschnitt (mp3)
1965: 'Marianka', Slavko Avsenik und seine Oberkrainer - Ausschnitt (mp3)

In meiner Jugend reagierten wir auf die ersten Erfolge der Oberkrainer und spielten die beiden Titel. In meinem Notenvorrat fand ich die alten Notenblätter.

1950er_Noten_Trompeten-Echo_und_Marianka.jpg
1950er: Melodie-Noten zu "Trompeten-Echo" und "Marianka"

Dem YouTube-Teilnehmer "Blasmusik93", der die ersten Aufnahmen der "Oberkrainer" eingestellt hat, sollte man durchaus einmal die Ehre geben und sich den Eintrag mit 50 Titeln vollständig anhören:

Slavko Avsenik - 50 grosse Erfolge der Anfangszeit

In Frankreich lernte ich die richtige Bezeichnung für diese Art Musik: "Die Musik mit den drei Akkorden", will sagen: einfache Struktur. Wer die 50 Titel nicht vollständig anhört, bestätigt meine Feststellung: Gleich, welchen Stil man anstrebt - wenn der über eine ganze Veranstaltung durchgehalten wird, ist das schlicht langweilig! Abwechslung ist wichtig, um das Interesse der Zuhörer hoch zu halten.

Für einen Verein wichtig ist der Zusammenhalt. Eine "kleine Besetzung" ist ja eine Auswahl weniger Musiker aus dem Verein. Sind die anderen vielleicht nicht gut genug für das Vorhaben? Dazu ist der Aufbau eines Repertoires mit Übungsaufwand und Kosten für Noten verbunden. Beides belastet dann auch das Hauptorchester. Man sollte also beim Zusammenstellen einer kleinen Besetzung taktvoll vorgehen, d. h. um die Zustimmung der anderen Musiker werben.

Meine Erfahrungen zum Musizieren mit kleinen Besetzungen

In kleiner Besetzung habe ich von Jugend an gespielt. Erst mit 62 Jahren, beim Musikverein Spöck, lernte ich zum ersten Mal in einem größeren Orchester zu spielen! Wie anders die Erfahrungen waren, die ich mit kleinen Besetzungen gesammelt habe, will ich anhand einiger Episoden und Tonbeispiele beschreiben. Dabei verzichte ich darauf, von bekannteren Bands Beispiele anzuführen, wie z. B. Hazy Osterwald Sextett, Benny Goodman in kleinen Besetzungen von Trio bis Sextett, Chris Barber Jazz Band, Monty Sunshine Quartett, Gerry Mulligan Quartett, Dave Brubeck Quartett mit Paul Desmond Altsaxophon, Stan Getz und Zoot Sims mit ihren Tenorsaxophonen, obwohl ich von all diesen Bands gelernt habe.

In Gießen (Hessen) machte mir ab meinem 16. Lebensjahr (1954) die Tanzmusik Freude und verhalf mir daneben zu einem guten Taschengeld. Die Bands wechselten ständig in der Zusammensetzung, denn derjenige, der ein "Geschäft" aufgetan hatte, suchte sich aus einem Freundschaftskreis von etwa 25 bis 30 Musikern - also keinem Verein - die Band nach Bedarf zusammen. Die Auftritte wurden niemals Routine, denn die Musiktitel wechselten je nach Veranstaltungsart und Zusammensetzung der Band: Feste von Vereinen, z. B. Stenographen- bis Straßenbahnerverein, Studentenverbindungen, Abiturfeiern, Soldatenclub der Amerikaner und ihr Officer's Club, Fastnacht, Tanzveranstaltungen von Gastwirten. Geübt wurde zu Hause - allein. Lebenswichtig war es, nach Gehör zu spielen und auch Harmonien zu hören und umzusetzen. Das lernte man durch Mitspielen bei Schallplatten und Radio. So erschloss sich auch das Wesen der Improvisation im Jazz. Gelegentlich reichte man sich auch die Melodienoten und die Harmonien dazu weiter. Das Ziel dabei war nicht nur, flexibel zu musizieren, sondern auch das Kaufen von Noten möglichst zu sparen. Zusammenfassung: Das Ganze war durchweg abenteuerlich, bis hin zu einem Fest eines Fanfarenmusikzugs, bei dem uns der Schlagzeuger versetzte, weil er ein anderes Engagement angenommen hatte. Mit Piano, Klarinette/Tenorsax, Bass versuchten wir, wenigstens mit Barmusik unseren Auftrag zu erfüllen: Peinlich !!! Und dann hatte der Fanfarenzug auch noch einen Auftritt, mit vielen Trommlern, Flöten und Fanfaren. Die Tanzveranstaltungen von Gastwirten konnten durchaus auch damit beginnen, dass wir vor einem leeren Saal spielten. Wenn dann ein möglicher Gast die Tür öffnete, den leeren Saal sah und die Tür wieder schloss, war das auch nicht gerade lustig. Die Regel war aber doch, dass das Publikum zahlreich war und die Musik genoss. Die Auftritte dauerten meist 4 - 6 Stunden. Bei einer Studentenverbindung spielten wir einmal zum zweiten Teil ihres Stiftungsfests auf einer Burg, dem "Exbummel", von 15 Uhr bis morgens um 3 Uhr. Ein Beispiel von dem Abiturball 1961 des Mädchengymnasiums von Gießen, in dem man das sich lebhaft unterhaltende Publikum hört und auch meine Ansage zu einer "Damenwahl" - gibt es so etwas heute noch? - zeigt, dass eine kleine Besetzung durchaus zu diesem Fest passte. Als wir zu spielen begannen, war unser Bassist im Publikum und kam erst nach einer Minute zur Bühne. An der Störung merkt man, wie er seinen Platz sucht.

1961: 'Moskauer Nächte' - Quartett DR und Kumpane beim Abiturball (mp3)

Als ich ab 1958 studierte, lernte ich die Tonbandtechnik mit einem Freund und Studienkollegen, indem wir in käuflichen Laufwerken die Elektronik für gute Aufnahmen im Stereobetrieb umbauten. Der Begriff "Stereo" war damals noch kaum bekannt. In den vier Jahren bis zu meinem Diplom entstanden so eine Reihe von Live-Aufnahmen unserer Tanzmusik. Dabei wurde zwar recht grausam auch so manches aufgenommen, was eine gnädige Wiederholung verdient gehabt hätte, doch zeigte sich, dass anderes wiederum durchaus Bestand hat. Die positive Wirkung dieser Aufnahmen kam im Jahr 2009 zustande, als ich mit der Digitaltechnik die besten Stücke dieser Aufnahmen auf 2 CDs gerettet hatte. Ich schickte Exemplare davon den beteiligten Musikern von damals, darunter ein Schlagzeuger, der sich von seiner Arbeit als Rechtsanwalt und hessischer Landtags-Abgeordneter in Südfrankreich zur Ruhe setzen wollte. Als er sich eine Band zusammensuchen wollte, erzählte er zunächst Musikern, was für eine Musik wir gemacht hatten, aber er erntete zunächst nur freundliches Lächeln. Zufällig kamen in dieser Zeit die beiden CDs zu ihm. Und als er die dann im neuen Freundeskreis vorführte, änderte sich die Haltung: Er bekam seine Band zusammen!

1963: 'Samba Estrella' bei Burschenschaft - Quartett DR und Kumpane - Ausschnitt (mp3)

Mit einem der Pianisten, der auch Akkordeon spielte, konnten wir einen ganz anderen Stil pflegen, z. B. ein Valse Musette-Medley.

1962: 'Musette-Medley' - Quartett DR und Kumpane - Ausschnitt (mp3)

Entwicklung meiner Multiplaybacktechnik

Nach dem Diplom ging ich von Gießen nach Genf und da hatten meine Doktorarbeit und meine Familie erst einmal Vorrang. Erst nach der Promotion mit der neuen Anstellung im Kernforschungszentrum Karlsruhe (1969) ergab sich die Chance, wieder Musik zu machen, wenn auch nicht in einer Band, so doch zu Hause mit den Tonbandgeräten als Hilfsmittel. Ich untersuchte die Möglichkeiten, im Multiplayback-Verfahren Musik zu produzieren und entdeckte zunächst: es geht, aber es sind eine ganze Menge Details zu beherrschen. Doch nach drei Jahren konnte ich substantiell loslegen: mit einem Tamburin! Mit dem Lied "Ich ging einmal spazieren", das ich von einem Chor im Radio (SWF oder SDR) gehört hatte, wollte ich meine erste Multiplayback-Aufnahme machen. Aber dazu braucht man einen Taktgeber, um die nachfolgenden Stimmen passend singen zu können. Also saß ich vor dem Mikrofon, das Tamburin schlagend und die Melodie im Kopf. Danach kamen dann die weiteren Stimmen dran: Faust auf den mit einer dicken Decke überzogenen Esstisch als Bassdrum, Klarinette, Melodica, mehrfach Singen. Und es funktionierte! Damit war mein Ehrgeiz geweckt. Aber weitere Instrumente mussten dazukommen.

Auf der Weihnachtsfeier meines Instituts ersteigerte ich ein Akkordeon mit 2 Oktaven und 48 Bässen und das ergab schon eine gute Akkordbegleitung zur Klarinette. Einen E-Bass hat mir meine Frau dann zum Geburtstag geschenkt.

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1976: Beim Multiplayback mit neuem Akkordeon und E-Bass

Der Leiter der Elektronikwerkstatt aus meinem Institut machte mich auf Pläne für ein elektronisches Schlagzeug aufmerksam, das ich dann auch prompt baute.

1976: Drumelektronik mit 5 Klängen.jpg
1976: Drumelektronik mit 5 Klängen - so hab' ich's benutzt!
Klänge: Große und kleine Trommel, Tom-Tom, großes Becken, Hi-Hat mit Start und Stop.
Tasten: aus der Schaltung herausragende Drähte, mein Körper an die Arbeitsspannung angeschlossen, lieferte die Klangauslösung. Dazu ein Taktgeber mit einstellbarer Frequenz.

Mit dieser Ausrüstung hatte ich reichlich Möglichkeiten, weiter Musik zu produzieren. Dabei kamen schon deshalb "kleine Besetzungen" zustande, weil ich natürlich nicht beliebig viele unterschiedliche Instrumente spielen kann. Als ich neun Titel produziert hatte, schlug mir der Leiter der Elektronikwerkstatt vor, die Aufnahmen dem SWF zu schicken. Der SWF hatte damals eine Sendereihe "Wer kann, der darf". Und der SWF nahm tatsächlich einen Titel in seine Sendung auf, und zwar ausgerechnet den ersten. Ich bekam nicht nur diese Anerkennung, sondern auch noch DM 40,- "Honorar für Einzeldarbietung". Es ist leicht verständlich, dass mich das anspornte!

1975: 'Ich ging einmal spazieren' - Detlef Rusch im Multiplayback - Ausschnitt (mp3)

Bei diesen Musikstücken war auch "Marianka" aus dem Repertoire von Slavko Avsenik dabei.

1975: "Marianka", Detlef Rusch im Multiplayback - Ausschnitt (mp3)

Also - ehrliche Selbstkritik: redlich gespielt, aber der Klang ist ziemlich brav. So holte ich dann endlich auch das Tenorsaxophon und meine chromatische Mundharmonika dazu. Die Blockflöte musste auch dazu. Die Beckenklänge der Drumelektronik gefielen mir inzwischen gar nicht mehr und so kaufte ich noch ein reales großes Becken und einen Hi-Hat dazu. Einer der mit dem erweiterten Instrumentarium aufgenommenen Titel ist "Blue Hawaii":

1978: 'Blue_Hawaii', Detlef Rusch im Multiplayback - Ausschnitt (mp3)

Als in den 1980er Jahren die CD dafür sorgte, dass auch Amateure sich für Digitaltechnik interessierten, war ich auch daran interessiert, um meine Multiplaybacktechnik weiter zu entwickeln. In den 1990er Jahren wurde die Digitaltechnik allmählich auch für Amateure erreichbar, war aber noch sehr teuer. Erst gegen Ende des Jahrzehnts traute ich mich, meinen PC für digitale Tontechnik aufzurüsten. Erste Erkenntnis: mein erster PC mit 400 MHz Taktfrequenz war zu langsam und hatte auch zu wenig Speicherplatz. Der nächste PC war dann mit 2 GHz Taktfrequenz und größerem Speicher geeignet. Als Musikproduktionsprogramm wählte ich "Cubase" von Fa. Steinberg in der Professional-Version und dazu, ebenfalls von Steinberg, das "Grand Piano", das seine Töne aus einer Datenbank von aufgenommenen Klaviertönen, sog. "Samples", bildet. Das Piano, aber auch alle anderen digitalisierten Instrumente, lassen sich sowohl über eine Klaviatur als auch über mit einem Editor geschriebene Befehle bedienen. Eine ganze Palette von Parametern wird bei der Berechnung der Töne einbezogen: Für das ganze Instrument sind verschiedene Typen von Klängen wählbar: weich, hart, natürlich, brilliant; ob mit oder ohne Ambiente eines Aufnahmeraums, und wenn ja, dann kann man noch die Intensität des Ambienteklangs einstellen. Auch kann man zwischen wohltemperierter Stimmung oder Konzertstimmung wählen. Für die einzelnen Töne werden Anschlagstärke, Ton nach Hammeranschlag, Ausklingen der Saiten nach dem Ende des Anschlags, Dämpferpedal, d. h. das Weiterklingen, wenn es gedrückt ist, dazu das Mitschwingen anderer Saiten eingerechnet. Kein Wunder also, dass man dafür einen schnellen Rechner mit viel Speicher braucht, damit es beim Ausführen der Befehle nicht "hakt". Werden die Töne über die Klaviatur "erzeugt", können die Befehle auch gleich gespeichert werden und sind dann nachträglich mit dem Editor weiter bearbeitbar. In meiner Tanzmusikzeit wären wir selig gewesen, wenn uns jemals ein solch gutes Klavier untergekommen wäre. Hier eine kurze Probe, ein Riff mit einem Quartett, wobei ich mein neues Altsaxophon real spielte und drei verschiedene virtuelle Schlagzeuge zur Verfügung hatte:

2000: Riff mit neuem Quartett: Detlef Rusch im Multiplayback mit neuer Technik (mp3)

Der Unterschied zum Klang eines Blasmusik-Ensembles ist deutlich, nicht wahr? Im Laufe der ersten 20 Jahre Multiplayback-Entwicklung von Tonbandtechnik bis digital kamen genug Titel zusammen, um eine CD zu füllen. Darunter ist ein lustiges Lied, bei dem ich mir den Spaß erlaubte, ein Publikum hinein zu mogeln. Da das Multiplayback funktionierte, produzierte ich gerne weiter, diesmal schon mit dem Ziel, wieder eine CD zu füllen. Das dauerte zwar weitere 20 Jahre, aber der Zweck, meine Kenntnisse der Technik zu festigen, wurde damit gut erfüllt. Mit der Corona-Pandemie 2020, als die Tätigkeit des Musikvereins fast bis auf Null reduziert werden musste, konnte ich mich stärker um weitere Multiplaybacktitel kümmern. Beim Stöbern unter alten Klaviernoten fand ich einen Marsch von 1905. Bis dahin hatte ich von diesem Marsch noch nichts gehört. Da war ich dankbar, beim Verlag RUNDEL die folgende Information zu finden.

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Wann Hermann Ludwig Blankenburg seinen Marsch "Deutschlands Fürsten" komponierte, ist nicht mehr feststellbar. Er war vermutlich zwischen 1901 und 1903 in Duisburg entstanden. Erst auf Drängen von Musikerkollegen reichte er ihn beim Londoner Verlag Hawkes & Son für ein großes Marsch-Preisausschreiben ein. Auch dieser Zeitpunkt ist aus den Unterlagen des heutigen Musikverlages Boosey & Hawkes nicht mehr bestimmbar. Wahrscheinlich dürfte der Marsch jedoch 1904 eingereicht worden sein, und die Auswahl der Siegertitel - in diesem Falle ging es um gut 500 Einsendungen - im Jahre 1905 erfolgt sein. Die Wettbewerbe des Londoner Verlages zur Gewinnung guter Marschliteratur standen in Europa in hohem Ansehen. Mehrfach gingen deutsche Komponisten als Preisträger hervor und auch 1905 konnte ein Deutscher den Wettbewerb für sich entscheiden, denn dem Marsch "Deutschlands Fürsten" wurde der erste Preis zuerkannt. Der Titel wurde allerdings aus verständlichen Gründen geändert und hieß - vermutlich in Anspielung auf Julius Fuciks großen Marsch "Einzug der Gladiatoren" op. 68 - von nun an "The Gladiators' Farewell" - Abschied der Gladiatoren. Obwohl kein Marschiermarsch, wurde "Abschied der Gladiatoren" schnell in Großbritannien heimisch und erklingt noch heute regelmäßig bei den großen militärmusikalischen Zeremonien in London. Sein Siegeszug um die Welt war nicht mehr aufzuhalten und als einer der wirklichen "Weltmärsche" ist er selbst heute noch in Japan, in den USA, in Skandinavien, in den Niederlanden, natürlich in Deutschland und vielen anderen Ländern populär. Selbst die ehemalige Sowjetunion machte hiervon keine Ausnahme.

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Die Aufnahme des Marschs mit Klavier und Schlagzeug animierte mich, weiter zu versuchen, Instrumente dazuzunehmen. Im Internet fand ich dann eine Aufnahme der Flötengruppe eines Fanfarenzugs (also ohne Trommler). An diese passte ich mein Klavierspiel und das Schlagzeug an. Hier das Ergebnis:

'Abschied der Gladiatoren', Flötengruppe und Detlef Rusch mit Piano und drums (mp3)

Die Demo-Aufnahme vom Verlag RUNDEL präsentiert eine konzertante Version mit großem Blasorchester. Hier hört man, dass der Marsch sehr sorgfältig intoniert werden sollte.

'Abschied der Gladiatoren', Demo vom Verlag RUNDEL (mp3)


Eigene Erfahrungen mit fremden "kleinen Besetzungen"

     Das Alpenland-Sextett aus Ardning (Steiermark)

Im Urlaub 1973 mit meiner Familie in der westlichen Steiermark lernte ich das Alpenland-Sextett in seinem Heimatort Ardning kennen. Sie machten neben "ganz normaler" Tanzmusik auch eine Musik im Oberkrainerstil von Slavko Avsenik, der nicht nur Österreich erobert hatte. In diesem Stil brachten sie es fertig, in eigenen Kompositionen eigenen Charakter zu zeigen. Sie spielten so gut, dass ich mir ein Herz fasste und sie fragte: "Sie spielen Ihre Stücke so gut. Haben Sie vielleicht Aufnahmen gemacht?" "Ja, wir haben gerade eine Kassette bei der Fa. Lesborne aufgenommen." Die kaufte ich mir umgehend - bei einer Tankstelle hatte ich sie gefunden - und zu Hause hatte ich Gelegenheit, endlich die frechen Texte der gesungenen Liedchen zu verstehen, die das Publikum so begeistert aufgenommen hatte.

1973: Alpenland-Sextett_erste Kassette_Flott und keck
1973: Die erste kommerzielle Aufnahme vom Alpenland-Sextett aus Ardning (Steiermark)

Auch in folgenden Jahren in Ardning besuchten wir immer wieder Veranstaltungen mit dem Alpenland-Sextett. Allmählich merkte ich, dass die sechs Musikanten der ursprünglichen Oberkrain-Besetzung das Schlagzeug gewinnbringend zugefügt hatten. Aber auch die Melodieführung in den Eigenkompositionen ist originell und ohrwurm-verdächtig.

'Mei Weiberl', Alpenland-Sextett - Ausschnitt (mp3)

Nur drei Jahre später, als wir wieder dort Ferien machten, hatte das Alpenland-Sextett seine erste LP "Im schönen Alpenland" bei dem renommierten Label Tyrolis produziert. Danach kamen noch weitere LPs heraus. Was ich einmal in einer Unterhaltung mit dem Leiter der Kapelle leichthin als Anregung gesagt hatte, nämlich es könnte dem Publikum gefallen, wenn sie eine gute Sängerin hinzuziehen würden, das hatten sie tatsächlich gemacht. Es war die sehr gute Jodlerin Hilde Hejlik, die auch eine liebliche Komponente in die Musik brachte.

1977: Alpenland-Sextett mit Hilde Hejlik - LP Jodlermelodien
1977: Die LP vom Alpenland-Sextett mit Hilde Hejlik

'Feierabend', Alpenland-Sextett und Hilde Hejlik - Ausschnitt (mp3)

Natürlich setzte das Tonstudio professionelle Technik ein, darunter auch "Dubbing", das mehrmalige Aufnehmen der Stimme desselben Sängers. So sind in dieser Aufnahme virtuell 10-12 Musiker dabei.

     Die Grombacher

1989 wurde in der Nähe von Stutensee eine Band gegründet, die ähnlich dem Alpenland-Sextett im Stil variieren konnte: "Die Grombacher". Sie traten bei Festen in der Gegend auf, wie z. B. dem Hoepfner Burgfest in Karlsruhe. Sie spielten eine bunte Mischung von Schlager-Stil bis Oberkrain.

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1994: Die Grombacher - Titelbild ihrer CD

Die Grombacher hatten viel eigene Musik im Repertoire, auf der CD waren es sogar die meisten. Ein Beispiel im Oberkrain-Stil:

1994: 'Komm doch nach Grombach', Die Grombacher - Ausschnitt (mp3)

Und ein Beispiel im Nashville-Country-Stil:

1994: 'Kraichgauer Land', Die Grombacher - Ausschnitt (mp3)

     Kleine Besetzung mit Dixieland

In den 1970er-Jahren lernte mein jüngerer Bruder auf einem niederländischen Jazz-Festival eine Dixieland-Band aus Cambridge in England kennen, die die Dixieland-Revivalwelle hervorragend vertrat (wie auch Chris Barber's Jazz Band und Kenny Ball's Band). Sie nannten sich "Barry Palser's Savoy Jazzmen". Mein Bruder lud sie zu Stadtfesten nach seiner Heimatstadt Herborn (Lahn-Dill-Kreis) ein.

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1994: Barry Palser's Savoy Jazzmen beim Stadtfest in Herborn (Lahn-Dill-Kreis)

So lernte ich sie auch kennen und bewunderte sie. Als ich ihnen erzählte, dass ich auch Musik mache und zuletzt dreimal in der Woche zum Tanz aufgespielt hätte, probierten wir ein Standardstück aus. Das Ergebnis war ernüchternd: Mein Spiel war durch den vielen Swing-Jazz, den ich gespielt hatte, deutlich verschieden vom Dixieland-Stil. In den folgenden Jahren kamen sie immer wieder zum Stadtfest. 1982 spielten dann die Savoy Jazzmen einen Titel für Herborn, den "Old Herborn University Blues". Für alle, die Herborn nicht kennen: Herborn hatte am Beginn der Neuzeit eine Universität, die aber später auf Gießen und Marburg aufgeteilt wurde. Erhalten blieb ein Priesterseminar und das Gebäude "Alte Universität". Der Songtext der Savoy Jazzmen beschreibt den "Blues", den man bekommt, weil man das schöne Haus und die schöne Stadt wieder verlassen muss.

'Old Herborn University Blues', Barry Palser's Savoy Jazzmen (mp3)

Hier sind zwar wie bei den Oberkrainern schon drei Blasinstrumente dabei, doch sind Banjo oder Gitarre, Kontrabass oder E-Bass, sowie ein Schlagzeug auch nötig. Und wie ich ja schon erwähnt habe, gehört auch noch die stilgerechte Spielweise dazu, die man keineswegs aus dem Ärmel schüttelt.

Neuer Anfang beim Musikverein Spöck

Dem Musikverein Spöck begegnete ich zum ersten Mal 2003 bei dem Vatertagsfest im einem Nachbardorf. Beim Essen hörte ich der Musik aufmerksam zu und sie gefiel mir. Schließlich kam mir der Wunsch, mich der Kapelle anzuschließen. Mein Argument für mich: "Weil es so wenige Musiker sind, können die dich gebrauchen!" Als ich dann fragte, ob ich bei ihnen mitmachen könnte, sagten sie zu. Stück für Stück arbeitete ich mich in die Noten für die 3. Klarinette ein. Als wir dann die Proben für das Frühlingskonzert 2004 begannen, konnte ich intensiv üben, denn nun war ich Rentner. Bei dem Konzert war ich auch für die Tonaufnahme bereit. Hier eine Probe:

2004: 'National Emblem', Marsch von Eugene Bagle - MV Spöck - Ausschnitt (mp3)

Kaum war die Aufnahme von diesem Konzert als CD verteilt, wurde ich gefragt, ob ich das erste Konzert der "Kleinen Blasmusik" aufnehmen wollte. Diese Kapelle war eine Formation aus Musikern der Musikvereine Linkenheim-Hochstetten und MV Eisingen (bei Pforzheim), die die böhmisch-mährische Blasmusik pflegen wollten.

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2004: Die kleine Blasmusik - ihr erstes Konzert

Das Bild zeigt, dass "Die kleine Blasmusik" mit 15 Musikern nicht viel kleiner war als das Hauptorchester des MV Spöck. Die Kapelle war erst kurz vor dem Konzert gegründet worden und schon deswegen war das Konzert spannend. Die Neugier wurde aber noch angestachelt, als bekannt wurde, dass die Kapelle bald zu einem Wettbewerb nach Prag fahren würde.

2004: 'Prerovanka', Die kleine Blasmusik - Ausschnitt (mp3)

Sie kamen tatsächlich mit Ehrungen aus dem Wettbewerb zurück. "Die kleine Blasmusik" blieb beisammen und ich konnte noch weitere Auftritte aufnehmen, bis sie professionelle Aufnahmen gemacht bekamen.

Funde im Internet

     Ein Shanty-Chor als Anregung auch für Instrumental-Ensembles

Als wir 2020 wegen der Pandemie im Musikverein sogar das Proben einstellen mussten, hatte ich Zeit, im Internet nach weiteren kleinen Besetzungen zu suchen. Meine Aufmerksamkeit blieb aber bei einem nicht gerade kleinen Männerchor hängen, dem Shanty-Chor "De Windjammers", den ich 2021 fand, weil bei ihm ein Detlef Rusch als Begleitmusiker mitwirkt.

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2018: Der Shanty-Chor "De Windjammers" aus Neu-Wulmstorf bei Hamburg-Harburg

Dieser Chor war in den Texten zu seinem 30-jährigen Jubiläum im Jahr 2018 so mutig zu bekennen, dass eine Veranstaltung mit ausschließlich Shanties - das sind die Gesänge zur Arbeit der Seeleute - nur für Spezialisten reizvoll wäre. Statt dessen nehmen sie eine bunte Mischung ins Repertoire und sorgen durch wechselnde Solisten für Abwechslung. Sie haben schon mehrere CDs aufgenommen und sie hatten dabei professionelle Unterstützung durch Tontechniker von Radioanstalten. Hier gefällt mir besonders, dass der Chor instrumental begleitet wird und die Sänger-Solisten hörbar Amateure sind.

2018: 'Dat Leed vun Tüdelband', Shanty-Chor 'De Windjammers' - Ausschnitt (mp3)

Nachdem ich den Vorstand zunächst gebeten hatte, mir die neueste CD zu schicken, wurde ich neugierig auch auf die älteren Aufnahmen. Ergebnis: Das Zusammenspiel von guter Titelauswahl und sorgfältigem Musizieren bereitet auch über die Aufnahmen Freude. In der Festschrift haben sie auch ihre Auftritts-Statistik veröffentlicht. Hier ist sie, so wie sie in der Festschrift gedruckt ist:

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2018: Shanty-Chor 'De Windjammers' - Auftritts-Statistik"


     Die Original Schwarzwälder Musikanten

Eine andere, wirklich kleine Besetzung, die ich ebenfalls über das Internet fand, sind die "Original Schwarzwälder Musikanten", die in Hornberg zu Hause sind. Bei ihnen ist die Besetzung: 2 Flügelhörner, 1 Trompete, Tenor- und Bariton-Horn, Akkordeon, Tuba, Schlagzeug, 2 Sänger (Mann und Frau). Holzbläser sind nicht dabei! Die "Original Schwarzwälder Musikanten" veranstalteten während der Pandemie Auftritte über das Internet, einmal direkt, also live, dann als Dauereintrag in YouTube. Der Tubist, Mathias Gronert, ist auch Chef des EGOTON-Tonstudios, Labels und Musikverlags. Da war für gute Aufnahmequalität schon gesorgt! Das Akkordeon wechselt zwischen zwei Rollen: einmal übernimmt es die Stimmen von Klarinetten oder Flöten, ein andermal produziert es Rhythmus im Oberkrain-Klang. Eine vom Kapellenchef Michael Maier komponierte Polka zeigt den vollen Klang dieses Ensembles.

2021: 'Hendrikova-Polka', Original Schwarzwälder Musikanten - Konzert 4 - Ausschnitt (mp3)

Die "Original Schwarzwälder Musikanten" pflegen in ihrem Repertoire neben eigenen auch bekannte Titel von etablierten Orchestern wie z. B. Schwarzwald-Musikanten, Ernst Mosch und die Egerländer. Da singen der Baritonist Michael Maier und die Sängerin Elke Karr im besten Egerländerstil, also wie Ernst Mosch und Barbara Rosen.

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13. Juni 2021 - Original Schwarzwälder Musikanten beim 4. Online-Konzert
13. Juni 2021: 'Mein Herz schlägt nur für dich', Original Schwarzwälder Musikanten - Konzert 4 - Ausschnitt (mp3)

Das Vorbild für diesen Titel fand ich auch, nämlich Ernst Mosch und die Egerländer mit einer Aufnahme aus den 1960er Jahren:

1960er: 'Mein Herz schlägt nur für dich', Ernst Mosch und die Egerländer - Ausschnitt (mp3)



Schweizer Volksmusik in kleinen Besetzungen

In den 1950er Jahren, als ich mit den ersten Radiobasteleien an den Kurzwellenempfang geriet, lernte ich über den Schweizer Kurzwellendienst die Schweizer Musik kennen. Besonders die Graubündner Kapellen mit mehreren Klarinetten hatten es mir angetan. Hier ein Beispiel mit einem Quartett aus zwei Harmonikas und zwei Klarinetten.

1966: 'Linali', Schottisch im Graubündnerstil - über Kurzwelle (mp3)

Die Schweizer Musik gefiel mir so gut, dass ich nach besseren Empfangsmöglichkeiten suchte. Den Kurzwellenempfang mit seiner sehr beschränkten Klangqualität konnte ich ab 1981 durch UKW-Fernempfang ersetzen. Mit der großen Antenne und einem modifizierten UKW-Empfänger gelang mir der Empfang des Senders auf dem Berg Säntis südlich vom Bodensee.

Friedrichstal -  große UKW-Antenne.jpg
Die große UKW-Antenne zum Fernempfang

Damit hatte ich Zugang zur Vielfalt der Schweizer Volksmusik, wobei mir allmählich klar wurde, dass ich besser nicht versuche, diese Stilrichtung zu imitieren. Der Grund sind nicht die Blasinstrumente, sondern die Harmonikas, und hierbei das Schwyzerörgeli. Inzwischen gibt es weitere Wege, an Schweizer Musik in guter Qualität heranzukommen: Radio über Satellit und übers Internet, dort dann auch Einzeltitel in YouTube. Und so, wie ich den Shanty-Chor übers Internet fand, so fand ich auch Schweizer Musiker mit ausgerechnet dem Namen Rusch, die in der Zentralschweiz zu Hause sind:

2018: Rusch-Büeblä zu 'Rusch-Stimmig'.png
Die Rusch-Büeblä auf einem Bild zu ihrer ersten CD

2018: 'Rusch-Stimmig', Rusch-Büeblä - Ausschnitt (mp3)

Das Beispiel ohne Blasinstrumente zeigt, wie die Harmonikas und Schwyzerörgeli zusammen soviel Rhythmus generieren, dass ein Schlagzeug bis auf ein Paar Kastagnetten reduziert werden kann. Das geschieht, indem eine der Harmonikas Melodie spielt und die andere viel Nachschlag. Und der Vater zeigt, dass der Bass eher gestrichen als gezupft wird. Inzwischen gibt es weitere CDs von den Rusch-Büeblä, was man gemeinhin Erfolg nennt!

Fazit: Was ist denn nun sinnvoll?

Die Frage ist leichter gestellt als man eine sichere Antwort geben kann. Die Vielfalt der Musik von "kleinen Besetzungen" entsteht NICHT in einem Ensemble, sondern in den vielen, von denen es mehr gibt als große Orchester. Auch wenn viele "kleine Besetzungen" einem Stilbildner nacheifern, wie etwa beim Oberkrain-Stil, so ist doch die Bandbreite der Stile riesig. Einige Beispiele machen das schnell deutlich.

2020: 'Schwarze-Amsel-Polka', Spielmannszug Jägerkorps Knesebeck - Ausschnitt (mp3)

Oder wollen wir vielleicht einen Rock-and-Roll-Stil, um junges und sich jung fühlendes Publikum ansprechen?

2006: 'Jim Dandy', Olaf Kübler, Wolfgang Schmid - Ausschnitt (mp3)

Aber die Bandbreite der Stile geht ja noch weiter.

1995: Peter-Brötzmann-Quartett beim Jazzfest Berlin - Ausschnitt (mp3)

Deshalb sollte man NICHT von vorneherein festlegen, was man mit einem kleinen Ensemble erreichen will. Versuch und Irrtum sind wohl unumgänglich, und einen vorsichtigen Anfang haben wir in unserem Verein ja durchaus schon gemacht. Aber nicht vergessen: In einer "kleinen Besetzung" müssen die Mitglieder so sicher wie Solisten sein, weil das Publikum leider Fehler leichter erkennt als das funktionierende Spielen. Man kann über das große Orchester die Spielsicherheit fördern, indem man wechselnde Musiker als Solisten auftreten lässt. Dazu dann wechselnde "kleine Besetzungen" mit jeweils wenigen Titeln auszuprobieren ist ein hoffentlich gefahrloser Weg zu einer Entscheidung. Wenn man die am Anfang aufgeführten Fragen in guter Gemeinschaft beantworten kann, kann man daraus einen Gewinn für den Verein formen.

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